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Das multiethnische Brünn (2025)

 

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Die Sommerschule des 21. Jahrgangs des MA Osteuropastudien der LMU München und der Universität Regensburg


Vom 30. August bis zum 7. September 2025 fuhr der 21. Jahrgang des Masters Osteuropastudien der LMU München und der Universität Regensburg in die mährische Metropole Brno/Brünn, um sich mit der Sprachenvielfalt und dem polyethnischen kulturellen Erbe der Stadt zu beschäftigen. Außerdem lernten die Studierenden die Architektur und das Umland der Stadt kennen. Die Sommerschule wurde in Kooperation mit dem Historischen Institut der Masaryk-Universität Brno durchgeführt.


Die Gruppe aus Historiker:innen, Politikwissenschaftler:innen, Sozialwissenschaftler:innen, Linguist:innen, Literaturwissenschaftler:innen und Ethnolog:innen tauchte für eine Woche in die faszinierende Geschichte und Gegenwart Brünns ein. Nach einer theoretischen Einführung über Städte als polyethnische Räume unternahmen die Studierenden mit der ortskundigen Historikerin Klara Hübner (Masaryk-Universität Brno) einen Stadtrundgang, bei dem Gebäude im Stil des Funktionalismus besichtigt wurden.

Am darauffolgenden Tag hielt Klara Hübner einen Vortrag über die Geschichte Brünns im Spätmittelalter und erläuterte, inwiefern sich Kategorien von „Ethnizität“ und „Nation“ im Mittelalter von ihren Pendants aus der Neuzeit unterscheiden. Anschließend nahm die Gruppe an einer Führung durch die Villa Tugendhat teil, die der Architekt Ludwig Mies van der Rohe zwischen 1929 und 1930 für das jüdische Unternehmerpaar Fritz und Grete Tugendhat erbaute. Das Haus ist heute UNESCO-Weltkulturerbe und gilt als Meilenstein der klassischen Moderne.


Am dritten Tag der Sommerschule besuchten die Studenten das Brünner Museum für die Roma-Kultur. Dort präsentierte die Historikerin Tereza Richtáriková ihr Forschungsthema über Roma im tschechoslowakischen Staatssozialismus, der in eine Diskussion zur derzeitigen Lage der Roma in Tschechien mündete.

Der Tag darauf gestaltete sich in Form eines Ausflugs in das nahegelegene Städtchen Boskovice. Dort leitete Professor Michael Miller von der CEU in Wien eine Stadtführung zum Thema der jüdischen Geschichte Mährens. Nach einem Besuch der barocken jüdischen Wohnhäuser, der Synagoge und einer erst kürzlich entdeckten Mikwe besichtigte die Gruppe den jüdischen Friedhof von Boskovice. Während Michael Miller über die Geschichte und heutige Nutzung des Friedhofs sprach, entdeckten einige der Studierenden Gräber der Familie Löw-Beer, aus der Grete Tugendhat ursprünglich stammte. Die Löw-Beers bewohnten in der Zwischenkriegszeit eine Villa neben der Villa Tugendhat und gehörten als Textilfabrikanten ebenfalls zu den angesehenen Mitgliedern der Brünner Bürgerschaft.

In den letzten beiden Tagen der Sommerschule beschäftigten sich die Studenten mit deutsch-tschechischen Konflikten im 20. Jahrhundert und gesellschaftlichen Fragen der Polyethnizität im heutigen Brünn. Die Ethnologin Jana Nosková und der Historiker Tomáš Dvořák (beide Masaryk-Universität Brno) hielten einen Vortrag über das deutsche und tschechische Brünn im 20. Jahrhundert. Anschließend begleitete Jana Nosková die Gruppe auf einen weiteren Stadtrundgang durch Brünn, der sich mit dem Thema der Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung Brünns nach dem Zweiten Weltkrieg auseinandersetzte.

Am letzten Tag stellte die Soziologin Alica Synek Rétiová von der Masaryk-Universität ihr gemeinsames Projekt mit Radka Klvaňová über Migration in der Gegenwart vor. Den Abschluss der Sommerschule bildete ein gemeinsames Abendessen mit den Referent:innen.


Geleitet wurde die Sommerschule von Prof. Dr. Martin Schulze Wessel und Dr. Pavla Šimková.