Berufsperspektiven
Der Masterstudiengang Osteuropastudien ermöglicht den Eintritt in viele verschiedene Berufsfelder. Wir haben unsere Alumni und Alumnae gefragt, welche Wege sie eingeschlagen haben und wie das Studium im MA Osteuropastudien sie darauf vorbereitet hat.
Das sagen unsere Alumni:ae
PD Dr. Jan Arend (5. Jahrgang) — Akademischer Mitarbeiter an der Universität Tübingen
Ich habe den Master Osteuropastudien im Jahr 2010 abgeschlossen. Im Studiengang hatte ich Geschichte als Schwerpunktfach und Politikwissenschaft. Schon damals interessierte ich mich vor allem für das östliche Europa als Raum, der lange russisch oder sowjetisch dominiert war, aber auch für Ostmitteleuropa, insbesondere für die tschechische bzw. tschechoslowakische Geschichte. Diese Interessen habe ich auch heute noch.
Nach dem Abschluss gibt es ganz verschiedene Wege. Ich kann am meisten über den Weg in die Wissenschaft sagen, weil das der Weg ist, den ich gegangen bin. Aber eine gute Freundin von mir ist z. B. Diplomatin geworden und ich kenne Leute, die im weiteren Bereich von Schule und Bildung tätig sind. Die Osteuropastudien bieten gerade dadurch einen Vorteil, dass man sehr viele Wege gehen kann. Das kann natürlich auch eine Herausforderung sein, weil es kein Studium ist, das einen ganz direkt auf einen bestimmten Berufsweg vorbereitet.
Mir war früh klar, dass ich in der Wissenschaft bleiben möchte. Ich würde das allen empfehlen, die eine intrinsische Motivation haben, die sich gerne mit Inhalten vertieft auseinandersetzen, die auch Sitzfleisch haben und an einer bestimmten Aufgabe lange dran bleiben können.
Man braucht dafür eine Eigenmotivation – vor allem, wenn man über die Doktorarbeit hinausgehen will. Nach der Doktorarbeit legt man sich fest auf den wissenschaftlichen Weg. Aber mit einer fertigen Doktorarbeit kann man immer noch außerhalb der Universität viele Wege einschlagen. Sie kann einem auch im Journalismus etwas nützen oder in der Privatwirtschaft, dadurch dass man durch eine gemeisterte Doktorarbeit seine Fähigkeit zur Selbstorganisation bewiesen hat.
Die Begeisterung für meine Themen ist mir als Wissenschaftler bisher noch nicht abhandengekommen. Es gibt Momente, wo man die Begeisterung mehr spürt und Momente, in denen man die Begeisterung weniger erlebt, z. B. wenn man überlastet ist, tief in einem Schreibprozess drinsteckt. Bisher nie passiert ist mir, dass ich mich nach ganz anderen Inhalten gesehnt hätte, also dass ich mich z. B. lieber mit Lateinamerika beschäftigt hätte.
Ich habe viele schöne Erinnerungen an die Zeit im Master. Wir waren mit der Sommerschule in Odesa, daran erinnere ich mich sehr gerne. Dort habe ich auch Menschen aus dem Umfeld des Studiengangs näher kennengelernt, die jetzt immer noch sehr wichtig sind in meinem Leben. Das erscheint mir heute als das Wichtigste.
Ariane Dreisbach, M.A. (14. Jahrgang) — Journalistin beim Bayerischen Rundfunk
Ich habe schon während des Studiums viele Praktika gemacht, habe dann nach meinem Abschluss ein Volontariat beim Bayerischen Rundfunk absolviert und arbeite seitdem auch dort. Ich bin jetzt in der Redaktion BR24 Radio, also beim Inforadio. Dort schreibe ich vor allem Nachrichten und Moderationen. Ich bin auch in der Planung tätig, ab und zu moderiere ich selbst. Hin und wieder bin ich auch Autorin für längere Dokuserien.
Osteuropa spielt natürlich wegen der aktuellen Weltlage auch für uns beim Inforadio eine Rolle. Aber ich kann mir nicht aussuchen, welchen Themenbereich ich behandle, wenn ich gerade Dienst habe. Wenn Osteuropa dann aber mal Thema ist, freue ich mich natürlich besonders. Ich habe z. B. gerade moderiert, als Jewgeni Prigoshin 2023 Richtung Moskau marschierte.
Im Studium hat mich wissenschaftlich gesehen eine Vorlesung bei Fania Oz-Salzberger, der Tochter von Amos Oz, sehr beeindruckt. Und sonst war natürlich die Sommerschule des Studiengangs großartig. Wir waren damals in Kroatien, auf der Insel Brijuni mit der ehemaligen Sommerresidenz von Tito. Und das war damals für mich als angehende Journalistin genau diese Verbindung von Geschichte und aktuellem Geschehen, die mich sehr interessiert hat.
Dr. Christian Hagemann (6. Jahrgang) — Geschäftsführer Südosteuropa-Gesellschaft
Ich hatte mich schon in meinem Bachelor mit Rumänien beschäftigt und mich dann in Regensburg auf Politikwissenschaften in Kombination mit Jura beworben, weil mich die Flexibilität des Programms angesprochen hat. Im MA Osteuropastudien konnte ich meinen politikwissenschaftlichen Schwerpunkt dann spezifischer mit Südosteuropa verbinden. Genau das hatte mir in meinem ersten Studium gefehlt. Man kann den MA Osteuropastudien als eine Art Plattform sehen: Es gibt viele sehr gute Angebote, um Osteuropaexpertise aufzubauen, man muss sie nur nutzen.
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal war für mich die Gruppendynamik. Das waren alles unheimlich interessante Leute, mit ganz unterschiedlichen Erfahrungshintergründen. Aber man konnte mit jedem Gemeinsamkeiten finden, da alle das Spezialinteresse Osteuropa verband. Außerdem war die Förderung und Betreuung engmaschiger als in anderen Studiengängen, was sicherlich auch ein Grund dafür war, dass ich danach direkt mit meiner Promotion an der LMU anschließen konnte.
Im MA Osteuropastudien habe ich eigenmotiviertes Arbeiten gelernt, was sich heute in meiner Arbeit als Geschäftsführer der Südosteuropa-Gesellschaft auszahlt. Die Auslandsaufenthalte im Rahmen meines Studiums waren auch eine gute Grundlage für meine jetzige Arbeit: Es ist einfach vorteilhaft, die Region zu kennen und zu wissen, wie die Dinge vor Ort so laufen. Außerdem ist die Forschung zur Region und ihren politischen Systemen schlicht die Voraussetzung für politische Einschätzungen.
Sophie Harper, M.A. (17. Jahrgang) — Senior Analyst bei Egon Zehnder
Das Schöne am Masterstudiengang Osteuropastudien ist, dass man damit eigentlich alles machen kann. Man findet leicht einen Einstieg in internationale Unternehmen, bspw. Think Tanks, aber einem steht eben auch der Weg in die freie Wirtschaft offen, so wie ich in einer Beratungsfirma angefangen habe. Dort habe ich drei Jahre lang gearbeitet und fange dieses Jahr meine Promotion an der Hochschule St. Gallen an.
Der Studiengang gibt einem die Möglichkeit, sich breit aufzustellen und viel zu lernen. Unglaublich hilfreich war der Projektkurs: Zu lernen, Projekte konsequent zu Ende zu führen und offen dafür zu sein, sich mit Themen zu beschäftigen, die man sich nicht immer selbst aussucht. Also allein für die Erfahrung im Projektmanagement lohnt es sich. Außerdem sind wir ein kleiner Studiengang, das heißt, wir sind gut vernetzt. Man kennt sich und unterstützt sich.
Für die berufliche Entwicklung haben mir die sprachlichen Kenntnisse aus dem Studium sicherlich geholfen, die in einem internationalen Unternehmen immer wertgeschätzt werden. Darüber hinaus sind aber vor allem Recherche- und interkulturelle Kompetenz bzw. soft skills allgemein von zentraler Bedeutung und die werden eben im MA Osteuropastudien gefördert.
Ich habe viele schöne Erinnerungen an den Studiengang, aber ich denke die Top 3 sind die Lernstunden mit den verschiedensten Leuten – Stichwort Vernetzung –, die Brainstormings für den Projektkurs und die Sommerschule bzw. alle Forschungsreisen im Rahmen des Studiums. Der Studiengang ist ein kleines Fenster in eine große Welt, ich denke, das trifft uns am besten und was man damit macht, steht einem frei.