Elitestudiengang Osteuropastudien
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Forschungsgruppe

Mobilization and representation under adverse conditions: Political parties in post-Soviet Eastern Europe

  • Nachwuchsforschungsgruppe im Rahmen des Elitestudiengangs Osteuropastudien
  • Förderung durch das Elitenetzwerk Bayern
  • Leitung: Dr. Jan Matti Dollbaum
  • Projektlaufzeit: 01.10.2023-30.09.2029
  • Webseite des Projekts

JMD-Profilbild

Forschungsgruppenleiter Dr. Jan Matti Dollbaum (Foto: privat)

Repräsentative Institutionen einschließlich politischer Parteien sind laut zahlreichen Diagnosen in ganz Europa in der Krise. In den meisten Ländern des postsowjetischen Osteuropas wird die politische Repräsentation durch Parteien zusätzlich durch verschiedene strukturelle Faktoren erschwert. Dazu gehören autoritäre Praktiken in Form von Repression und Manipulation der Institutionen durch Amtsinhaber, „patronale“ soziale Beziehungen, die Politik eher auf persönliche Loyalität und Wirtschaftsnetzwerke als auf kollektive Interessen ausrichten (Hale 2014), sowie – in unterschiedlichem Maße – externe Konflikte, die eine fruchtbare innenpolitische Debatte untergraben.

Russlands offener Einmarsch in die Ukraine im Jahr 2022 hat diese Probleme in vielerlei Hinsicht verschärft. In Russland selbst hat der Krieg zu einer beschleunigten Autokratisierung geführt, die die freie Meinungsäußerung und den Raum für politischen Wettbewerb noch stärker einschränkt als zuvor. In der Ukraine hat Russlands Aggression zwar eine beispiellose und beeindruckende Reaktion von organisierter Zivilgesellschaft und Grass-Roots-Gruppen ausgelöst, aber auch eine Personalisierung der Macht bei Präsident Wolodymyr Zelenskij gefördert und die Artikulation von Opposition zu innenpolitischen Entscheidungen erschwert. In der Republik Moldau schließlich hat der Krieg eine Konfrontation geopolitischer Orientierungen reaktiviert, die Maia Sandu mit ihrer Kampagne 2020 zu überwinden versucht hatte.

Die Forschungsgruppe wird untersuchen, wie politische Parteien unter diesen Bedingungen arbeiten und wie sie die Präferenzen ihrer Wähler*innen in politische Institutionen transportieren können. Das Arbeitsfeld der Gruppe wird u.a. durch folgende Fragen beschrieben:

  • Wie setzen die Anti-Establishment-Parteien Sluha Narodu (Ukraine) und die Partei der Aktion und Solidarität (Moldau) seit ihrem Regierungsantritt gesellschaftliche Anliegen in Politik um? Wie sehen diese Praktiken im Vergleich zu anderen Anti-Establishment-Parteien in europäischen Demokratien aus?
  • Warum hat sich in der Ukraine keine große linke/linksliberale Partei etabliert?
  • Wie wirkt sich Russlands Krieg auf die politische Repräsentation in der Republik Moldau und der Ukraine aus?
  • Wie haben sich die alten kommunistischen Nachfolgeparteien in Bezug auf ihre Ausrichtung, ihre Wahlergebnisse und ihre Unterstützer*innen in den unterschiedlichen politischen Kontexten der drei Länder entwickelt?
  • Warum wurde die Kommunistische Partei der Russischen Föderation, die zwar eine oppositionelle Rhetorik pflegt, gleichwohl zu einer effektiven Stütze des autoritären Regimes? Inwiefern hilft hier ein globaler Vergleich zu anderen autoritären Nachfolgeparteien?

Als potenzielle Dissertationsthemen sind alle Fallstudien oder vergleichenden Analysen, die einen Bezug zu diesem Bereich haben, sehr willkommen. Die Methoden können und sollten vielfältig sein und reichen von Interviews und Feldforschung über quantitative Analysen von Wahlergebnissen, Umfragen oder Umfrageexperimenten bis hin zu Analysen großer Textkorpora (Zeitungsberichte, soziale Medien, Parteireden usw.). Vergleiche über die drei Länder hinaus sind ebenfalls sehr erwünscht. Alle Fragen können an easterneurope-researchgroup@lrz.uni-muenchen.de gerichtet werden.

Weitere Informationen über die Gruppe und den Gruppenleiter finden Sie unter: janmatti.dollbaum.de.