Elitestudiengang Osteuropastudien
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Ausstellung: Stimmen der Freiheit – Radio Free Europe im Kalten Krieg, 12.-29.6.2012, Universität Regensburg

30.06.2012

Stimmen der Freiheit

Film, Radio und die Geschichte Osteuropas – wie geht das zusammen? Die Projektkurs-Aufgabe an den Jahrgang 2010-2012 des Elitestudiengangs Osteuropastudien war anspruchsvoll: Die Studierenden wurden zu Video-Redakteuren und drehten Kurzfilme über Radio Free Europe (RFE). Drei der Filme waren am Dienstag, den 12. Juni 2012, bei der feierlichen Eröffnung der Ausstellung „Stimmen der Freiheit – Radio Free Europe im Kalten Krieg“ in der Kunsthalle der Universität Regensburg zu sehen.

Die Ausstellung beleuchtet die Geschichte des Senders RFE seit den Anfängen in den USA, dem Sendebeginn in München bis hin zum Umzug nach Prag im Jahr 1994. Außerdem stellt die Schau die Arbeit der einzelnen Redaktionen in einen größeren historischen Kontext. RFE versorgte vier Jahrzehnte lang die Bevölkerung in den sozialistischen Ostblock-Staaten mit unzensierter Information aus dem Westen. Somit hatte die RFE-Redaktion bedeutenden Einfluss auf politisch-gesellschaftliche Ereignisse während des Kalten Krieges.

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Die Osteuropa-Studierenden erweckten die bewegte Geschichte des einflussreichen amerikanischen Senders zum Leben, indem sie ehemalige Mitarbeiter von Radio Free Europe interviewten und zu ihren Erinnerungen und Einstellungen befragten. Die Filme über Persönlichkeiten wie Pavel Pecháček, Mircea Carp oder Ljuben Mutaffof sind aufschlussreiche Zeitzeugen-Dokumente, illustrieren sie doch die wichtige Rolle der RFE-Redakteure im Kalten Krieg und ihre idealistische Aufopferung im Beruf, für den sie viele Einschränkungen in Kauf nahmen.

Viele Redakteure waren selbst Emigranten und boten ihren Landsleuten im Osten eine alternative Berichterstattung. Die „Stimme der Freiheit“ sprach deshalb viele Sprachen. In der Geschichte des Senders spiegeln sich die wichtigsten Ereignisse in den Zeiten des Kalten Krieges wieder: der Ungarnaufstand 1956, der Prager Frühling oder die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl am 26. April 1986.

An diese historischen Ereignisse erinnern sich auch die RFE-Zeitzeugen in den Interviews mit den Studierenden. Den Drehterminen ging aber viel Vorbereitung und Mühe voraus: Zuallererst machten sich die Studierenden mit den Geheimnissen der Kameratechnik vertraut. Nachdem Weißabgleich und ISO-Zahl keine Fremdwörter mehr waren, ging es an die inhaltliche Vorbereitung und Recherche. Mit Kamera, Mikrofon und Fragenkatalog im Gepäck schwirrten die studentischen Teilzeit-Filmemacher schließlich nach Prag, Berlin und München aus, um die jeweiligen Zeitzeugen zu treffen.

Klappe auf, Film ab? Eine Filmproduktion kann noch so gut vorbereitet sein – wenn kurz vor der ersten Interviewfrage plötzlich der Ton ausfällt, liegen die Nerven blank. Mit solchen und ähnlichen Zwischenfällen und technischen Fallen waren die Studierenden konfrontiert, wie Annik Trauzettel vertretend für ihren Jahrgang bei der Eröffnung der Ausstellung erzählt. Projektmanagement und Organisationsfähigkeit seien also keine leeren Worthülsen für den Lebenslauf, ergänzt Projektkurs-Leiter Dr. Raoul Eshelman, sondern würden im Osteuropa-Studiengang auch in der Realität trainiert.

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Als es nach den Begrüßungsreden schließlich „Film ab!“ hieß, wurde es im Festsaal leise. So ausdrucksstark und kurzweilig waren die Kurzdokumentationen über die RFE-Redakteure, dass nicht einmal das klirrende Geschirr, das das anschließende schmackhafte Buffet ankündigte, die Aufmerksamkeit minderte. Applaus für die Laienredakteure!

Text und Fotos: Anja Reiter

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Das Ausstellungsprojekt wurde vom Tschechischen Zentrum München und dem Institut zur Erforschung Totalitärer Systeme in Prag in Zusammenarbeit mit dem Münchener Collegium Carolinum und dem ESG Osteuropastudien konzipiert und durchgeführt.