Elitestudiengang Osteuropastudien
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Exkursion nach Nürnberg

Nürnberg 2010

Geschichte erinnern und das Heute leben - Die diesjährige Studiengangs-Exkursion des Elitestudiengangs „Osteuropastudien“ brachte die Studierenden nach Nürnberg. Hier, in der ehemaligen Stadt der Reichsparteitage besichtigten sie das Reichsparteitagsgelände und das Dokumentationszentrum, in dem die Ausstellung „Faszination und Gewalt“ zur Diskussion stand.

nurnbergDokumentationszentrum (Foto: Maria Romanski)

Ungewollt hatte der ein oder andere bereits ein festgefahrenes Bild, eine Vorstellung, eine Idee von der fränkischen 500.000 Einwohner-Metropole. Unbewusst drängte sich bei Unzähligen gleich die Assoziation Führerstadt, Nationalsozialismus oder Drittes Reich auf. Und tatsächlich, ein Blick auf das straffe Tagesprogramm schien den stillgedachten Bewusstseinsstrom zu bestätigen- „Besichtigung des Reichsparteitagsgeländes“ und des „Dokumentationszentrums“. Noch während der zweistündigen Zugfahrt von München und von  Regensburg nach Nürnberg drängelten sich unzählige Fragen in den Köpfen der Studierenden - Nürnberg, eine versunkene Stadt? Nürnberg, das Atlantis der deutschen Geschichte?

Doch am Hauptbahnhof angekommen bekam das vorgefertigte Bild bereits erste Risse - dynamische Menschenmassen in Eile zu ihren Zügen rasend, flanierende Pärchen, Arm in Arm, oder ausgelassene Jugendliche, die den Bahnhofsvorplatz mit waghalsigen Stunts in einen Hindernisparcour verwandelten. Nürnberg - eine lebendige Stadt.

Auf ging’s an den eigentlichen Zielort der Exkursion - das ehemalige Reichsparteitagsgelände. Eine längere Fahrt mit der Tram erlaubte einen kurzen Augenblick für weitere Eindrücke. Vorbei an belebten Straßenzügen, kleinen Bistros und gemütlichen Cafés zeigte sich die Stadt auch hier von ihrer freundlichen Seite.

Und doch, kaum aus der Tram am Zielort angekommen, löste der gigantische Bau des ehemals geplanten Kongressgebäudes für große Augen und unfassbares Staunen. Dass es sich dabei um ein unvollständiges Bauwerk handelte und dass auf die bereits 39 Meter hohen Mauern weitere 31 Meter draufgesetzt werden sollten, fand so schnell keinen Platz in den Köpfen der Studenten. Ein Mammutprojekt hatten sich die Nationalsozialisten auf die Agenda gesetzt, einen quasisakralen Ort wollten sie schaffen, der jedwede bis dato errichteten Bauwerke an Höhe und Breite übersteigen sollte. Verwahrloste Ruinen, unvollendete Bauwerke, monumentale Straßenzüge und exemplarische Modellfotos ließen erahnen wie die fränkische Stadt hätte aussehen können, wenn die Ära des Dritten Reiches von längerer Dauer gewesen wäre. Unzählige historische Dokumente, Filmsequenzen aus dem nationalsozialistischen Deutschland, multimedial umgesetzt und aufgearbeitet, boten während der Führung durch das Dokumentationszentrum Zeit die gesammelten Eindrücke zu verarbeiten.

Nach vier Stunden ‚Geschichte pur‘ waren alle geschafft und freuten sich auf die traditionell deftige fränkische Küche im „Hütt’n“. Ein gemütlicher Spaziergang durch das vorweihnachtliche Nürnberg und ein heißes Tässchen Glühwein auf dem Marktplatz ließen die erleuchtende Exkursion gelungen ausklingen. Ab in den Zug ging es dann wieder nach Regensburg und München und mit der Abfahrt des Zuges wurden auch die alten Stereotype ein für allemal auf dem Peron zurück gelassen.

Maria Romanski

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